Respekt gegenüber dem Medium

Es ist keine neue Erkenntnis, wenn davon gesprochen wird, dass Videospiele sich noch immer in einem kulturellen Ghetto befinden. Ohne zu tief in die Semantik einzutauchen trägt bereits das Wort „Videospiel“ ein Raster an infantilen Konnotationen mit sich. Während das Schauspiel schon lange als künstlerisches, affektives und emotionales Medium respektiert wird, sehe ich selbst von den Leuten, die angeblich eine Leidenschaft dafür haben, nicht den Respekt gegenüber Videospielen.

Ich will nicht die Position des Wortes „Gamer“ hinterfragen, ich will lediglich darauf hinweisen, dass wir sowohl in der Mainstreampresse als auch in der Videospielpresse als auch in Fankreisen selbst kein größeres Portal haben um reflexives und emotionales Denken zu stimulieren und fördern.

Mit Franchises wie Call of Duty wurde bereits die kommerzielle Legitimierung der Gattung erreicht und die schiere Explosion von Projekten, die bis jetzt über Kickstarter gefördert wurden deutet weiter auf einen Wechsel im Paradigma hin.

Weg vom schwelgerischen Marketing und seelenlosen Produkt hin zum demütigen und ehrlichen Affekt.

Als Fans des Medium sind wir verpflichtet ebenso demütig und respektvoll aufzutreten, wie wir es selbst erhoffen um die Legitimierung weiter zu fördern. Mit der Legitimierung geht weiter auch eine qualitative Steigerung einher. Wenn wir andere Medien nicht respektieren, wie könnten wir das dann selbst von diesen erwarten? Wenn wir nicht einsehen, dass wir alle Teil der selben wundervollen Entität sind, wieso wundern wir uns dann überhaupt über das Stigma des sozial abgesonderten Zockers?

Das Image, welches ausgestrahlt wird, ist eine genaue Reflexion der Reaktionen, die es erhält. Wenn wir weiterhin als elitäre und beschützende und anmaßende und überhebliche Bilder in Erscheinung treten, können wir niemals mit der erhofften Legitimierung rechnen.

Das Ego ist dabei unser größter Feind. Wir müssen ambitioniert sein und wir müssen unsere Leidenschaft ehrlich und demütig zeigen. Aber wir dürfen nicht den Fehler begehen in ein Verlangen oder ein Bedürfnis zu fallen. Diese sind egozentrisch gebunden und erst wenn wir uns von Verlangen und Trieben befreien können wir ehrlich agieren.

Selbst das Bild des Kritikers ist das eines elitären, selbstgefälligen, unreifen, arroganten und überheblichen Zockers, der keinen Wert legt auf dieses Image. Ohne überhaupt auf Fallen wie Ernährung einzugehen ist dieses Image stark veranlagt oberflächlich und stereotyp zu erscheinen.

Die einzige Lösung dafür findet sich in kritischem, reflexivem und vor allem demütigen Denken.

Was sind Theorien und Praktiken sowie fundamentale Konzepte und Konventionen, die auf welche weise bestimmte emotionale und intellektuelle Reaktionen evozieren. Das ist die Magie des Mediums. Videospiele bieten als einzige Gestalt diese Form von direkter Interaktion und Selbstreflexion. Als Fans – und ganz besonders betrifft dies jegliche Form von „Journalisten“ – sind wir kollektiv und individuell verpflichtet alles zu tun um aus diesem Stigma und signifikanten Praktik auszutreten. Es wäre eine Travestie Videospiele weiterhin in diesem Container verharren zu lassen, wie es auch eine Travestie wäre jedes andere Medium im Anfangsstadium festzuhalten.

Wenn es nicht von der Macht hinter den Körpern kommt, die sowohl die Seele des Kriegers, als auch die Leidenschaft des Künstlers beherbergt, von wo sonst?

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